LI CHAO – Bewegende Landschaften
Einladung zur Vernissage
Samstag, 18.12.2021 (15 – 19 Uhr)
East Side Mall (Warschauerstr.) im EG-W (neben/ggü Thalia)
Ausstellungszeitraum: 18.12.2021 – 08.01.2022
(täglich 11 – 19 Uhr / ausser So)
Über den Künstler:
Der Künstler lebt und arbeitet in Berlin. Li Chao verfügt über eine ausgeprägte Sensibilität und einen tiefen Einblick in die Gesellschaft und die Geschehnisse des Lebens. Seine Arbeiten sind oft in der umgebenden Realität angesiedelt, wobei er die Bühne des Alltags nutzt, um Archetypen von Lebensstrukturen und -situationen zu entwickeln und zu erproben und die Welt als Ganzes zu verstehen. Der künstlerische Ausdruck wird in verschiedenen Medien und auf interdisziplinäre Weise vermittelt. Sein Werk umfasst nicht nur Malerei, sondern auch unterschiedliche Formen von Performance, Video und Installation und wird weltweit ausgestellt.
Thema dieser Ausstellung ist die An-Spannung der Gegenwart der letzten 2 Jahre, die uns mit Geschehnissen konfrontiert und mit deren Konsequenzen weiter herausfordert. Was der Künstler da in der Gesellschaft wahrnimmt, drückt er in seinen aktuellen Arbeiten aus:
Li Chaos Kernthema ist, dass die Epedemie uns zwingt, uns zu distanzieren, während wir eigentlich miteinander Schutz und Trost suchen würden. Dieses Paradoxon dominiert Denken und Fühlen durch Angst, Wut und Trauer.
Er findet dafür starke Metaphern, die die Verwirrung und den Kampf in der Dunkelheit der heutigen Gesellschaft ausdrücken, in der es mehr denn je um die pure Existenz des Menschen als Individuum und um das Bewahren der Menschlichkeit in der Gemeinschaft geht. – Jeder für sich und (k)einer für alle?
Durch persönliche Beobachtung und Reflexion hat der Künstler dieses Thema in eine visuelle Serie verwandelt, die uns durch ihre stumme Sprache zur Empathie und zur Kontemplation über die Gegenwart und über uns und den Anderen zwingt.
Kuratorin: Susanne Matz / www.art-in-living-spaces.com
Bewegende Landschaften
Der Künstler über sein Thema:
„Das moderne gesellschaftliche Leben ist in eine Fülle von Landschaften zerflossen, in denen alles,
was das unmittelbare Leben betrifft, zu einem einfachen Schein verschmolzen ist. Aus dieser
persönlichen Beobachtung heraus habe ich 2021 meine Serie „Bewegende Landschaften“ geschaffen. Der Ort und die Situation, in die ich diese bewegenden Landschaften stelle, ist die Kirche und die Messe. Das Miteinander bei der Messe ist das Gegenteil der Distanz, die uns zum Schutz vor dem Virus auferlegt ist.
Distanz ist für den Menschen, für Körper, Geist und Seele und für die historische Landschaft der gesellschaftlichen Umgebung der ‚Schweigenden Mehrheit‘ eine der größten Herausforderungen unserer Zeit. Das von der Gesellschaft abstandhaltende Individuum erfährt die Distanz als Ausschluss, Vakuum und als einen Abgrund, der als Kontrolle und Duldung, Trennung und Einsamkeit erlebt wird. Stellen wir uns im größten Gegensatz vor, was bei einer Kirchenmesse heute durch „bitte 2 Meter Abstand halten“ von der erhofften Verschmelzung und Harmonie übrigbleibt. Dieser Gegensatz offenbart die Distanz als eine intensivere und tiefere Versklavung als die Religion selbst.
Zu dieser Zeit markiert die „Distanz“ zweifellos die sozialen Beziehungen zwischen den Menschen
neu.
Für die prägende Entwicklung – vor allem der jungen Menschen – ist der Abstand und das Vermeiden des Kontakts ein schwarzes Loch mit einer nicht benennbaren und wenig bekannten Gravitation. In den zwischenmenschlichen Beziehungen nimmt die zurückziehende Wirkung der emotionalen Schwerkraft dem Menschen seine Körperlichkeit. Dabei ist seine Kraft weiterhin stark und eindrucksvoll, jedoch losgelöst von der Lernerfahrung der Sozialisation und ihrer natürlichen Grenzziehung vor dem Borderlining. Bedeutet diese Gravitationskraft in der pandemischen Landschaft die Gefahr, dass der Mensch vergisst/ verlernt, den anderen Menschen zu fühlen? Wird der Mensch gleichzeitig auch ununterscheidbar von der Welt um ihn herum? Werden die Menschen gleicher ohne die kreative Ausprägung des Individuellen im Miteinander? Diese Veränderung des sozialen Verhaltens kann als eine tragische Folge des Anthropozäns angesehen werden: Die Menschen sind in die Umwelt integriert, jedoch ohne gesellschaftliche Reibung.
Gibt es aber vielleicht doch eine Chance, dass die Distanz zu einem Korrektiv wird, durch das der Mensch sich der Natur und ihrer Naturgesetze anpasst? – Wird er in der Pandemie lernen und nach der Pandemie mit anderen Lebewesen auskommen, wenn er dann seine eigenen Instinkte an und in der Gesellschaft neu messen und ausprobieren wird? Werden dann Intimität und Distanz, Liebe und Egozentrik sich anders ausbilden als vor der Pandemie?
In meiner persönlichen Wahrnehmung entsteht durch die Distanz gerade ein Canyon, der Krustenbewegungen unterliegt, der neue Falten bildet und seine Form scheinbar verändert; aber, wie ein Lügner, der beginnt, sich selbst zu belügen, weil er nur in sich selbst kreist. Mit meinen Bewegenden Landschaften möchte ich dieses Phänomen des Materiellen und des Immateriellen, des Direkten und des Indirekten, der Integration und der Distanz untersuchen.“
(Li Chao)
Musikalischer live-Auftritt bei der Vernissage
„Thom and the Wolves“ mit seinen eigenkomponierten Blues-Balladen.
Thom and the Wolves ist das musikalische Projekt des Songwriters Thomas Bewernick.
Nach langen Findungs-Reisen durch Europa und Amerika zog es ihn im Jahre 2014 nach Berlin.
Dort veröffentlicht er seit jeher Musik.
2020 erschien sein Album „Thom and the Wolves“, welches in Zusammenarbeit mit Matteo Pavesi (Alice Phoebe Lou, Kyson) entstand.
Thom’s Songs nehmen uns mit in seine persönliche, ehrliche Welt.
Sie erzählen uns Geschichten, lehren uns, und lassen uns niemals los.
https://www.youtube.com/watch?v=qjF3OTMW78U
https://www.youtube.com/watch?v=ugLNNOXcBW0
www.thomandthewolves.com
http://instagram.com/thomandthewolves
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Die Kuratorin: Susanne M. Matz
Die Kunst-Kuratorin, Produzentin und Herausgeberin Susanne Matz stellt weltweit internationale Künstler aus in übergreifenden Genres von Malerei über Fotografie bis zu live-Performances und Installationen. Ihre Ausstellungen und Events reichen von szenisch multiplen Shows als ‚Kunst in lebenden Räumen‘ bis hin zu ‚Art-Happenings‘ in der Wüste Gobi.
Ihr Konzept ist es, Inhalt-reiche Kreativität in allen Formen der Künste miteinander zu verbinden und sie in Umwelten zu zeigen, wo Kunst unerwartet auftritt und Dich plötzlich mit ihr konfrontiert.